Annika Falk-Claußen: Laßt uns groß träumen!

Wer an Träume denkt, stellt sich wohl zuerst die Nachtträume vor, die positiven, die uns im Schlaf ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Aber auch die Albträume, die uns schweißgebadet aufwachen lassen. Ein anderer denkt vielleicht an Kindertage, als man davon geträumt hat, Feuerwehrmann oder Tierärztin zu werden. Was sind eigentlich Träume? Wie grenzen sie sich von Wunschen, Sehnsuchten und Visionen ab?

Daruber habe ich mit meinem Team in unseren Redaktionssitzungen immer wieder diskutiert. Wir schwankten zwischen Nacht- und Tagträumen, zwischen Albträumen, zerbrochenen, kollektiven, idealistischen und ganz persönlichen Träumen. Träume sind sehr vielschichtig, das haben wir bei der Arbeit an diesem Heft festgestellt. Träume können ganz unterschiedlich gedeutet werden, dazu wurden zahlreiche Bucher geschrieben. An manche Nachtträume erinnern wir uns, an manche nicht. Und Tagträume wandeln sich im Laufe der Zeit. Sie sind manchmal auch sehnliche Wunsche. Auf den Traum von der großen Karriere folgt nach der Geburt eines Kindes vielleicht der Wunsch, eine gute Mutter oder ein guter Vater zu sein. Auf den Traum, die ganze Welt zu bereisen und viele Abenteuer zu erleben, folgt nach einer schweren Erkrankung der Wunsch, einfach gesund und glücklich zu sein.

Zwischenzeitlich haben wir uns in unseren Diskussionen gefragt, ob die Jugendlichen heutzutage uberhaupt noch Träume haben. Also haben wir Vertreter verschiedener Generationen zu Wort kommen lassen, um von ihren Träumen zu erzählen. Da ist Jana Highholder, ein modernes Gesicht des Christentums, eine junge Frau, die davon träumt, dass ihre Großeltern ihre Hochzeit miterleben durfen. Ein ganz persönlicher, sehr familiärer Traum. Oder Marlene Altenmüller, die von Neunt- und Zehntklässlern erzählt, die heutzutage nicht nur den Traumberuf Ärztin, sondern auch Influencerin und E-Sportler angeben. Da ist Raphael Fellmer, der die Menschen mit seinem Traum von einer besseren Welt mitreißen will, der sich gegen die Lebensmittelverschwendung einsetzt. Und da ist Bayerns neuer Landesjugendpfarrer Tobias Fritsche, der seinen Traum für die Zukunft der evangelischen Jugendarbeit skizziert.

Bei Träumen denkt man auch sofort an Martin Luther King, der mit seinen Worten „I have a dream” eine ganze Bewegung, ein ganzes Land geprägt hat. Der aber in seiner berühmten Rede gar nicht von seinem Traum erzählen wollte, wie Andreas Mertin in seinem Beitrag über mediale Zukunftsbilder schreibt. Weil es eine abgenutzte Phrase war. Auch in der Bibel kommen häufig Träume vor, Gottesgedanken äußern sich vor allem im Alten Testament in menschlichen Traumgedanken – diese Stellen fasst Jörg Lanckau zusammen.

In diesem Heft gibt es aber auch ganz praktische Beispiele rund um Träume, etwa die Fantasiereisen, deren Anleitung Stefan Adams beschreibt. Die Tage der Orientierung zum Thema „Träume”, die Katharina Karl skizziert. Oder wie man in der Offenen Jugendarbeit ausreichend Räume fur Träume eröffnen kann, wovon Stephanie Brandl schreibt. Träume zu haben, ist etwas Gutes – egal ob nachts ober tagsüber. Nachts wird das Erlebte durch Träume verarbeitet. Tagsüber kann man sich in Traumwelten denken, kann aber auch gezielt auf einen Traum hinarbeiten. Laßt uns groß träumen! Und was wäre die Welt ohne Traumtänzer, die uns zum Nachdenken bringen und etwas mehr Leichtigkeit lehren? Viel Spaß beim Lesen und Träumen!

...............

Bestellen Sie das bg 4/19 hier.