Annika Falk-Claußen: Wandelbar

Das Gottesbild wandelt sich durch diverse Einflüsse und Lebensumstände. Große Bedeutung hat dabei natürlich mein Alter. Wie habe ich mir Gott vorgestellt, als ich als kleines Kind den Kindergottesdienst besucht habe? Wie änderte sich dieses Bild, als ich mich als Jugendliche tiefer mit den biblischen Geschichten beschäftigt habe? Wie wandelt sich mein Gottesbild, wenn ich mich in einer Krise befinde? Welche äußeren Einflüsse führen zu einem Wandel meines Gottesbildes? Und welche Gefühle führen dazu, dass sich mein (inneres) Bild, das ich mit Gott verbinde, verändert?

Gottesbilder gibt es wohl so viele, wie es Menschen gibt. Mal ist er der Allmächtige, mal der Schöpfer, mal der Retter und mal der Zornige oder die Spaßbremse. Jedes Gottesbild ist wertvoll. Jedes Gottesbild gilt es aber auch immer wieder neu zu entdecken und zu hinterfragen. Gott kann für Kinder und Jugendliche ein wichtiger Begleiter und Beschützer sein. Meine dreijährige Tochter beruhigt es enorm, dass die Oma oben im Himmel beim lieben Gott wohnt und zu uns runterguckt. Ihr ist wichtig, dass sie ihm beim täglichen Tischgebet für die Nudeln oder die Butterbreze danken kann. Vor allem das kindliche Gottesbild schenkt enorme Kraft und Zuversicht.

Und mit diesen Gottesvorstellungen von Kindern und Jugendlichen müssen wir verantwortungsvoll umgehen, wie der Kinderbuchillustrator Rüdiger Pfeffer im Interview erzählt. Seine Erfahrung: Jugendliche mögen auch mal etwas abstraktere Bilder, wenn etwa Maria kurze Haare hat und Maria und Josef auf der Vespa fahren. Jüngere Kinder hingegen bevorzugen traditionelle Bilder, ihre Vorstellungen wandeln sich erst mit der Zeit. Doch wie genau sehen Jugendliche eigentlich Gott? Matthias Rumm wirft in unserem neuen Heft einen Blick auf aktuelle Studien, die sich mit den Gottesvorstellungen Jugendlicher beschäftigen. Gerlinde Krehn gibt in unserem „forum” eine sehr praxisorientierte Anleitung, wie man mit Jugendlichen über Gott ins Gespräch kommen kann.

Thomas Amberg berichtet von einer interkulturellen Ausstellung, in der 12 junge Menschen aus 12 Religionen ihre Gottesbilder skizziert haben. Und Thorsten Dietz geht der Frage nach, wie moderne Erzählungen wie z.B. das große Gottespanorama „Game of Thrones” unser Gottesbild verändern. Professor Perry Schmidt-Leukel erzählt in einem spanennden Gespräch, wodurch sich sein Gottesbild gewandelt hat. Häufig durch Menschen, denen er begegnet ist, die ihm neue Sichtweisen eröffneten, aber auch Länder und Kulturen, die ihn beeinflussten. Er skizziert seine Theorie, wie Religionen miteinander verglichen werden können. Und betont im Gegenzug, dass es nicht „das evangelische oder das katholische oder das muslimische Gottesbild” gibt, da jeder sein ganz persönliches Bild von Gott hat und sich dieses immer von dem der Mitmenschen unterscheidet. Diese interreligiöse Vielfalt sei ein großer Gewinn.

Von einer anderen Vielfalt schreibt Eva Harasta, nämlich von den feministisch-theologischen Bemühungen, mehr Vielfalt in die Gottesrede zu bringen und weibliche Gottesrede zu etablieren. Sie ruft auf zum „Abschied vom alten Mann im Himmel”, auch wenn sich die männliche Redeweise von Gott tief eingenistet hat, und ermutigt zum „Gegen-den-Strich-Lesen“. Und welche Vorstellung von Gott haben eigentlich bekannte Politiker, der EKD-Ratsvorsitzende oder der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz? Auch das findet sich in diesem „baugerüst”. Viel Spaß beim Lesen!

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