Katja Hanning-Fischer: Bildung für nachhaltige Entwicklung

Junge Menschen machen sich angesichts der globalen, ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit berechtigte Sorge um die Zukunft der Welt und damit auch um ihre eigene. Für viele Kinder und Jugendliche sind ein sinnvoller Umgang mit Natur und Umwelt sowie ein global gerechtes Miteinander aller Menschen auf dieser Welt sehr wichtig.

Erläuterungen zu weltweiten Projekten und Zielen - und der Auswirkung auf die außerschulische Bildungsarbeit

Junge Menschen machen sich angesichts der globalen, ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit berechtigte Sorge um die Zukunft der Welt und damit auch um ihre eigene. Für viele Kinder und Jugendliche sind ein sinnvoller Umgang mit Natur und Umwelt sowie ein global gerechtes Miteinander aller Menschen auf dieser Welt sehr wichtig. So ist es kein Wunder, dass Projekte der Jugendverbände sich – wenn auch nicht immer explizit – längst auf die Themen der nachhaltigen Entwicklung bzw. der Zukunftsfähigkeit beziehen.

Um eine nachhaltige Entwicklung zu verwirklichen, müssen wir umfassende und tiefgreifende gesellschaftliche Transformationen anstoßen und umsetzen. Bildung spielt in diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Sie ermöglicht ein fundiertes Verständnis der Herausforderungen und eine kritische Diskussion über mögliche Lösungswege. Bildung befähigt Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Sinne eines lebenslangen Lernens zur Gestaltung von politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Veränderungen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) steht für eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt: Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen oder in anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen hat es beispielsweise, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? BNE ermöglicht es jedem und jeder Einzelnen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und aktiv und eigenverantwortlich die individuelle sowie gesellschaftliche Zukunft mitzugestalten.
Die Etablierung von BNE als allgemeine Bildungsaufgabe bedarf der Kooperation und der Vernetzung von Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen.

Dekade für Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (2005 bis 2014)

BNE ist seit Jahren in aller Munde und das ist auch gut so, denn damit ist zumindest ein Ziel der Weltdekade für Bildung für nachhaltige Entwicklung (2005 bis 2014) erreicht. Mit der von den Vereinten Nationen (UN) bereits 2002 beschlossenen Weltdekade soll signalisiert werden, dass Bildung und Lernprozesse die treibende Kraft für Veränderungen sind. Nur mit diesen Veränderungen kann es uns gelingen, eine Annäherung an eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Nachhaltige Entwicklung bezeichnet eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, ohne auf die Ressourcen zukünftiger Generationen zugreifen zu müssen. Dies ist eine der zentralen, globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Das UNESCO-Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2015 bis 2019)

Das UNESCO-Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ baut auf den Erfolgen der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung auf. Das fünfjährige Programm (2015-2019) zielt darauf ab, langfristig eine systemische Veränderung des Bildungssystems zu bewirken.

Das Weltaktionsprogramm verfolgt eine doppelte Strategie: Einerseits soll nachhaltige Entwicklung in die Bildung integriert werden: „Neuorientierung von Bildung und Lernen, sodass jeder die Möglichkeit hat, sich das Wissen, die Fähigkeiten, Werte und Einstellungen anzueignen, die erforderlich sind, um zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen“. Und andererseits Bildung in die nachhaltige Entwicklung: „Stärkung der Rolle von Bildung und Lernen in allen Projekten, Programmen und Aktivitäten, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen.“ Hierfür sollen bis Ende 2019 weltweit vor allem die folgenden fünf Handlungsfelder fokussiert werden:
1. Politische Unterstützung: Das BNE-Konzept soll in die einschlägigen Bereiche der Politik integriert werden.
2. Ganzheitliche Transformation von Lern- und Lehrumgebungen: Die Nachhaltigkeitsprinzipien von BNE sollen in sämtlichen Bildungs- und Ausbildungskontexten verankert werden.
3. Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und Multiplikatoren: Die Kompetenzen von Erziehern und Multiplikatoren im Bereich BNE sollen gestärkt werden.
4. Stärkung und Mobilisierung der Jugend: Es sollen weitere BNE-Maßnahmen speziell für Jugendliche entwickelt werden.
5. Förderung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene: Die Ausweitung der BNE-Programme und -Netzwerke soll auf der Ebene von Städten, Gemeinden und Regionen erfolgen.

UNESCO beschließt vorläufiges BNE-Programm ab 2020 (bis 2030) – „Global Action Plan 2030 on ESD“

Ende 2019 läuft das aktuelle UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung aus. Doch es steht bereits fest, dass es weitergehen wird: Der UNESCO-Exekutivrat hat dem Positionspapier (1) für die inhaltliche Ausgestaltung des Nachfolgeprogramms jetzt zugestimmt.In Abstimmung mit Regierungen, Expertinnen und Experten sowie der Öffentlichkeit hat die UNESCO ein Positionspapier für die inhaltliche Ausgestaltung des Nachfolgeprogramms des Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung (WAP BNE) erstellt. Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Lehrkräfte, Schüler*innen und Bürger*innen waren eingeladen, ihre Ideen und Erfahrungen in die Erarbeitung des Positionspapiers einzubringen. 
Die UNESCO hatte dazu im November 2018 eine Online-Konsultation gestartet. Mindestens 30 Akteure aus Deutschland haben sich beteiligt. Außerdem fanden vier Tagungen zur Zukunft von BNE in Deutschland, Japan, Südafrika und Brasilien statt, mit insgesamt über 250 Teilnehmenden. Auch beim dritten Key-Partner-Treffen der fünf internationalen Partnernetzwerke des Weltaktionsprogramms wurde das Nachfolgeprogramm diskutiert. Im Juli 2018 hatten sich 270 Delegierte aus 116 UNESCO-Mitgliedsstaaten in Bangkok getroffen, um den damaligen Entwurf des Positionspapiers weiterzuentwickeln.
Der UNESCO-Exekutivrat hat diesem Vorschlag im April 2019 zugestimmt und zur formalen Verabschiedung an die UNESCO-Generalkonferenz im November verwiesen. Das Nachfolgeprogramm wird bis 2030 laufen, ebenso wie die Agenda 2030 und die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Die SDGs und auch die Zielkonflikte zwischen ihnen rücken im Nachfolgeprogramm inhaltlich stärker in den Mittelpunkt. Das Nachfolgeprogramm behält zahlreiche bewährte Instrumente bei, doch es gibt auch Erweiterungen wie etwa den verstärkten Fokus auf psychologische und soziale Voraussetzung von Transformation und die Übersetzung von BNE in politische Mobilisierung. Die UNESCO wird dieses Positionspapier weiter ergänzen und schließlich in ähnlicher Form wie die „Roadmap“ des Weltaktionsprogramms als verbindlichen Rahmen für das Programm ab 2020 veröffentlichen.

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