Oliver Teufel: Übergänge schaffen

Von den Chancen und Schwierigkeiten einer Verknüpfung von Konfirmanden- und Jugendarbeit

Es gab Zeiten, da schauten die Vertreter*innen der Jugendarbeit großenteils kritisch auf die Konfirmandenarbeit: Diese Pflichtveranstaltung mit festem Unterrichtskanon passte so gar nicht zu den Prinzipien der Jugendarbeit: Partizipation, Freiwilligkeit und Selbstbestimmung schienen hier keinen Platz zu haben.

Doch seit einigen Jahren hat sich die Stimmung an vielen Orten gewandelt. Die Verknüpfung von Konfirmanden- und Jugendarbeit ist en vogue:  Übergänge sollen geschaffen und aus Konfirmierten aktive Nutzer*innen und Mitgestalter*innen der Jugendarbeit werden. Dafür werden – ganz entgegen dem allgemeinen Kürzungstrend – Stellen geschaffen oder mit dem Schwerpunkt Konfirmandenarbeit neu profiliert. Kaum ein Jugendarbeitskonzept kommt ohne Bezugnahme auf die Konfirmandenarbeit aus und Konfiteamer-Schulungen sind sehr oft selbstverständlicher Teil der Jugendarbeit.

Gute Gründe für eine Verknüpfung

Aus der Perspektive der Jugendarbeit gibt es auch eine Reihe von guten Gründen für eine Verknüpfung mit der Konfirmandenarbeit:

Nachwuchsgewinnung
Über 90 Prozent der evangelischen Jugendlichen lassen sich konfirmieren. Jedes Jahr feiern rund 230.000 Jungen und Mädchen in Deutschland das Fest der Konfirmation – das sind 230.000 potenzielle Mitarbeiter*innen in der Jugendarbeit und Nutzer*innen ihrer Angebote.
In der Konfirmandenzeit haben die Jugendlichen die Möglichkeit, die Gemeinde und hoffentlich auch die Jugendarbeit kennenzulernen. Die Konfirmandenzeit ist eine einmalige Chance, mit fast allen Jugendlichen aus einem Jahrgang in Kontakt zu kommen und ihnen die Attraktivität der Jugendarbeit näher zu bringen.

Milieuübergreifende Arbeit
Die Tatsache, dass fast alle evangelischen Jugendlichen aus einem Jahrgang an der Konfirmandenarbeit teilnehmen, führt dazu, dass es wahrscheinlich das kirchliche Handlungsfeld mit der größten Milieubreite ist. Während auch die Jugendarbeit oft durch wenige Milieugruppen dominiert ist, können Haupt- und Ehrenamtliche in der Konfirmandenarbeit auch Jugendlichen aus Milieus begegnen, mit denen sie sonst wenig oder gar nichts zu tun haben. Das erweitert den Horizont und kann helfen, die eigene Jugendarbeit auf produktive Weise infrage zu stellen und vielleicht auch entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

Kontinuität aus der Kinder- in die Jugendarbeit
Die Jugendarbeit ist oft eng mit der Arbeit mit Kindern verbunden: In der Jugendarbeit aktive Jugendliche haben zum Teil schon eine »Karriere« als Kindergruppen-Kind hinter sich, Hauptberufliche verantworten Kinder- und Jugendarbeit, und ehrenamtliche Jugendliche arbeiten als Betreuer*innen in Kindergruppen mit. Zwischen beiden Arbeitsfeldern liegen aber ein bis zwei Jahre Konfirmandenzeit, die als Übergangszeit zwar einerseits durchaus sinnvoll sein können, aber mitunter auch dazu führen, dass Kontakte verloren gehen. Auf der Grundlage guter Konzepte kann ein Engagement der Jugendarbeit in der Konfirmandenarbeit dazu beitragen, in Kontakt zu bleiben und die Jugendlichen auch in dieser Zeit zu begleiten.

Arbeitsfeld für Ehrenamtliche
Ehrenamtsausbildungen wie zum Beispiel Juleica und start up! haben für Jugendliche eine hohe Attraktivität. Diese Ausbildungen qualifizieren unter anderem dazu, (Klein-)Gruppen zu moderieren, Spiele anzuleiten und Themen jugendgerecht aufzubereiten. An manchen Orten boomen diese Ausbildungen so, dass es danach gar nicht so einfach ist, für alle zertifizierten Jugendlichen ein geeignetes Betätigungsfeld zu finden. Neben verschiedenen Kindergruppen ist hier die Konfirmandenarbeit ein überall vorhandener Bereich, in dem sich die Jugendlichen als ehrenamtliche Mitarbeiter*innen ausprobieren können. Umgekehrt ist für viele Jugendliche das Ziel, als Teamer*in in der Konfirmandenarbeit dabei zu sein oder als Betreuer*in auf die Konfi-Freizeit mitzufahren, die entscheidende Motivation, sich für eine Teamerschulug anzumelden.

Religionspädagogische Impulse
Religionspädagogische Inhalte spielen in der Konfirmandenarbeit naturgemäß eine große Rolle. In vielen Gemeinden sind innovative Formen entstanden, religiöse Inhalte zu thematisieren und jugendgemäße Spiritualität zu leben. Von der Begegnung damit kann die Jugendarbeit mitunter wertvolle Impulse für die eigene Arbeit mitnehmen.


Wie kann eine Verknüpfung zwischen Konfirmanden- und Jugendarbeit konkret aussehen?

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