Wolfgang Noack: Ein Heft zu Ostern und ein Abschied

Auf dem Titelbild dieser Ausgabe betrachten zwei Frauen im Museum von Nizza ein Gemälde von Marc Chagall. „Auferstehung“ hat der jüdische Künstler das mittlere Bild des Triptychons genannt. Die beiden Teile links und rechts betitelte er mit „Widerstand“ und „Befreiung“.

Die Auferstehung betrachten - aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Erfahrungen und sich das gegenseitig erzählen – das würde bereichern. Nicht so starr: glauben oder nicht glauben; historisch oder unmöglich, nur so und nicht anders. Christologie, Dogmatik, Kreuz, Schuld, Sünde und Sühne - mal einen Schritt zurücktreten und sich fragen, was heißt die Auferstehung für mich.

„Die Verschiedenheit der biblischen Auferstehungserzählungen wurde lange als Problem betrachtet“, schreibt Susanne Platzhoff in ihren Beitrag. „Problematisch ist die Vielzahl nur dann, wenn man die eine historische Wahrheit sucht. Die Erzählungen werden zu einem Schatz, wenn man sie als verschiedene Glaubenszeugnisse liest, die alle auf ihre Weise etwas von der Wahrheit der Auferstehung erzählen."
So setzt sich auch Chagall mit dem Thema auseinander und man erkennt in dem Triptychon eine Entwicklung: vom „Der Widerstand“ (die Nationalsozialisten verbrannten seine Bilder, er selber floh 1941 in die USA) über „Die Auferstehung“ bis zur Darstellung eines Festes in dem Gemälde „Die Befreiung“(von 1952).

In dieser baugerüst-Ausgabe beschreiben Autorinnen und Autoren das Ostergeschehen und die Auferstehung aus ihrer Sicht, manchmal sehr persönlich. Das hilft weiter, um seine eigenen Hoffnungen, Fragen und Zweifel zu artikulieren, um die eigene Perspektive anderen mitteilen zu können. 
Kurz nach Weihnachten ein Heft über Ostern, um in der Passionszeit mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. "Ostern – die Wiege evangelischer Freiheit" nennt es Rainer Brandt in dem Standpunkt und sieht evangelische Jugendarbeit als Entdeckungsreise immer wieder Neues zu wagen.

Abschied vom baugerüst

Mit dieser Ausgabe verabschiede ich mich als verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift das baugerüst. Über 30 Jahre habe ich zusammen mit einer sehr engagierten Redaktion Themen diskutiert und Hefte konzipiert, habe mit Autorinnen und Autoren zusammengearbeitet, Artikel redigiert, Gespräche geführt, geschrieben und anschließend Texte in ein Layout gesetzt und mit Fotos ergänzt. Alle drei Monate konnte so ein Heft erscheinen, mit dem Anspruch, ein Thema für die Jugend- und Bildungsarbeit umfassend diskutiert und dargestellt zu haben. Ob es um theologische oder gesellschaftspolitische Themen ging, ob Jugendarbeit konzeptionell diskutiert oder Kirche kritisch begleitet wurde - immer sollten die Artikel, Gespräche, Debatten und Methoden Mitarbeitende persönlich und ihre Arbeit bereichern.
Thematische Angebote sind schon immer ein Schwerpunkt kirchlicher Arbeit mit Jugendlichen. Diese zu unterstützen, fühlte sich das baugerüst von Anbeginn verpflichtet. Dabei hatte die Zeitschrift immer einen kritischen Blick auf die Zeitläufte und Themen. Der scheinbar selbstverständlichen Tagesordnung dieser Welt eine andere hinzuzufügen (ein Satz von Dorothee Sölle), wider den Stachel löcken, hinterfragen und widerständig sein, so habe ich die Arbeit für diese Zeitschrift immer verstanden.

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist ein besonderer Arbeitsbereich der Kirche, vielleicht sogar der wichtigste. Die Debatte über Konzeptionen hat hier eine viel höhere Bedeutung als woanders. Deshalb braucht es eine Zeitschrift, die Konzeptionen reflektiert und Mitarbeitende über diese Debatten informiert und herausfordert. das baugerüst ist für die evangelische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen die einzige verbleibende Zeitschrift an der Schnittstelle von Theorie und Praxis.

Ab Heft 2 wird Annika Falk-Claußen für das baugerüst als Redakteurin verantwortlich zeichnen. Ich wüsche ihr eine engagierte Redaktion, schreibfreudige Autorinnen und Autoren, neugierige und aufgeschlossene Leserinnen und Leser und einen Herausgeberkreis, der auch weiterhin Freiheit für Ideen und Weiterentwicklung zulässt.

Wenn ich nun „vom baugerüst steige“ und in den „Ruhestand“ (irgendwie ein komisches Wort) wechsele, so entsteht Raum für mein zweites Standbein, den Fotojournalismus. 

Herausgebern, Redaktion, Mitarbeitenden, AutorInnen und LeserInnen sage ich danke. Die Arbeit bei dieser Zeitschrift habe ich gerne und mit sehr viel Freude gemacht.

Wolfgang Noack

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