Christian Weber: Kinder als Experten ihres Lebens, Fühlens und Glaubens

Faktoren für eine zukunftsorientierte Arbeit mit Kindern

Die Arbeit mit Kindern ist seit vielen Jahren ein wesentlicher Baustein evangelischer Jugendverbandsarbeit. Kinder sind dabei nicht nur die oft zitierte Zukunft, sondern auch ein wichtiger und lebendiger Teil der Gegenwart der Kirche, dem wir uns zu Recht mit viel Fantasie, Liebe und Kraft zuwenden.  Wie aber kann eine zukunftsfähige und erfolgreiche evangelische Arbeit mit Kindern aussehen?Ich würde auf diese Frage sehr gerne mit einer eindeutigen Antwort, einem einzigartigen, innovativen und durchschlagenden Konzept für die ganze Breite des Handlungsfeldes antworten, aber leider kann ich das nicht. Das eine Konzept, das zukünftig tragfähig ist und allen Kindern an allen Orten gleichermaßen gerecht wird, gibt es nicht. Das kann es auch gar nicht geben, weil die Bedingungen, unter denen Kinder in Deutschland leben, lernen und teilhaben, sehr unterschiedlich und von vielen Faktoren wie beispielsweise der Herkunft, der Lebenswelt und den damit verbundenen Sozialisationsbedingungen abhängen.

Rund um Ganztagsschule, Angebotsvielfalt, Partizipation, Armutserfahrungen, Entkirchlichung usw. gibt es empirisch hinlänglich belegte Fakten, die wir bedenken sollten und mit denen wir umgehen müssen.Grundlegend ist eine „hörende Haltung”Es hilft jedoch nicht, diese faktischen Entwicklungen zu beklagen und unser Handeln reflexartig ständig neu über den Haufen zu werfen, um zu versuchen, mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Es ist auch gar nicht nötig, alles umzuwerfen und ständig innovative Ideen „mit Glitzer und Knalleffekt“ zu generieren. Zumindest nicht, wenn es dabei vornehmlich um die Form und weniger um den Inhalt geht.Denn wir haben schon Vieles an Bord, was wir für den Weg Richtung Zukunft brauchen. Der Blick auf unsere Ressourcen, Chancen und Stärken lohnt sich.

Die Inhalte, die uns schon immer berührt und begeistert haben und antreiben – unabhängig von äußeren Faktoren – sind nach wie vor zukunftsfähig. Natürlich können wir nicht wieder alles so machen wie vor 20 Jahren, das würde nicht funktionieren. Aber wir können uns vom Druck, der durch sich ständig wandelnde äußere Rahmenbedingungen entsteht, lösen und uns konsequenter auf die inhaltliche Ausgestaltung des Handlungsfeldes konzentrieren.

Die Arbeit mit Kindern braucht bestimmt auch neue Formen, die den konkreten, vor Ort erlebten Entwicklungen unserer modernen Gesellschaft Rechnung tragen. Aber vor allem braucht die Arbeit mit Kindern tragfähige Inhalte, die in Angeboten erlebbar werden, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientieren und ihnen Partizipation ermöglichen.Hierzu gehören motivierte und qualifizierte hauptamtlich Mitarbeitende, denen ausreichende Ressourcen zur Verfügung stehen, um moderne und zukunftsweisende Arbeit mit Kindern gestalten zu können.Grundlegend ist dabei eine „hörende Haltung“, die Kinder als Experten ihres Lebens, Fühlens und Glaubens ernst nimmt und ihnen Resonanzfläche für ihre Impulse und Ideen bietet.

Folgende konkrete Faktoren machen meines Erachtens die Qualität zukunftsorientierter evangelischer Arbeit mit Kindern aus:

Ein klares Profil
Um im ständig wachsenden Feld der Angebote für Kinder erkennbar und besonders zu sein, ist es nötig, unser Alleinstellungsmerkmal als Evangelische Jugend mit klarem Profil zu pflegen. Das bedeutet, dass unsere Angebote für Kinder religionspädagogisch und verkündigend sein sollten, natürlich auf der Basis der oben beschriebenen hörenden Haltung.Die froh machenden und befreienden Botschaften der Bibel, die stärkende „Gemeinschaft der Heiligen“, die Perspektive und Stütze in existenziellen Krisen und Bedrohungen sind einige unserer wichtigsten Pfunde, mit denen es zu wuchern gilt.Dabei geht es mir zuallererst um lebendig und fröhlich gelebten und gemeinsam gestalteten Glauben, um Feiern und um Rituale, die guttun und stärken und um das ganz normale Leben vor dem Hintergrund der biblischen Botschaften.Kinder brauchen verlässliche Beziehungs-angebote. Es muss unser Ziel sein, sie altersgerecht mit der Bibel und ihren Verheißungen vertraut zu machen. Es gilt, eine wichtige Rolle in ihrer Lebenswirklichkeit zu spielen, ihren Glauben zu wecken und sie dadurch zu stärken. Wenn das Angebot für Kinder, das wir in einer Kirchengemeinde bieten, aus einer Fußball-AG in der Offenen Ganztagsschule und der monatlichen Kinderdisco besteht, dann ist meiner Meinung nach ein kritischer Blick auf das Profil vonnöten, weil es an Zugängen zum Glauben, zur Bibel und zur Kirchengemeinde fehlen könnte.

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Foto: Germanovich/iStock by Getty Images