Das Haus meiner Träume

Mit der Betzavta-Übung "Das Haus meiner Träume" lernen Kinder und Jugendliche, mit Konflikten umzugehen und demokratisch zu einer Lösung zu kommen.

 

Ein Häuschen am Strand, gerade groß genug für Vincent und seine Familie. Wenn er aufwacht, kann er vom Bett aus direkt das Meer sehen. Denn Fenster hat das Haus nicht – wozu auch, es ist weit weg von neugierigen Augen und das Wetter ist immer warm. Wenn Vincent hinausgeht, hat er sofort Sand zwischen den Zehen… 

So malt und träumt sich Vincent sein Haus in der Betzavta-Übung „Das Haus meiner Träume“ (Ulrich et al., 2001, S. 131-135), an der er im Rahmen eines Seminars an der Schule teilnimmti. Thema ist der Umgang mit Konflikten. Betzavtaii, auf Deutsch „Miteinander“, ist ein Programm, um demokratisches Miteinander und Toleranz zu üben und sich mit Menschenrechten erfahrungsorientiert auseinanderzusetzen. Entwickelt wurde es am ADAM Institut für Demokratie und Frieden in Jerusalem. Seit den 1990er Jahren wird es in Deutschland in schulischen und außerschulischen Bildungskontexten eingesetzt und hat sich als ebenso herausforderndes wie wirkungsvolles Programm etabliert. 

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Gemeinsam Traumhäuser zu bauen und fiktive Wohngemeinschaften auf Zeit zu bilden, sensibilisiert für die Verteilungsfragen und -herausforderungen der demokratischen Gesellschaft. Wer hat welches Recht auf wie viel Platz? Und wer legt die Verteilung fest? Wie gehen wir als Gesellschaft damit um, wenn ein Seniorenehepaar im Einfamilienhaus bleibt, auch wenn die Kinder ausgezogen sind und die vierköpfige Familie sich gleichzeitig keine angemessene Wohnung leisten kann? Wie bringen wir Bedarf an bezahlbarem Wohnraum mit ökologischen Herausforderungen ins Gleichgewicht? Oder wie reagieren wir darauf, dass Städte aus allen Nähten platzen, während auf dem Land vielerorts Menschen fehlen – zivilgesellschaftlich, kulturell und wirtschaftlich? 

Einfache Antworten auf diese Fragen gibt es nicht. Dass ist die erste Erkenntnis, die Teilnehmende oft aus Betzavta-Übungen mit hinausnehmen. Doch wenn man die Dilemmata klar analysiert, kollidierende Werte benennen und besprechen kann, ist der Weg frei, zu kreativen Lösungen zu kommen, die vielleicht doch einiges in Einklang bringen können, was vorher unvereinbar scheint. 

Paul zuckt nach der Traumhaus-Übung übrigens mit den Achseln: „Mir doch egal, wenn ihr das zerschnitten habt. Ich weiß, wie mein Traumhaus aussieht, und das nehme ich in meinem Kopf mit.“ Freiheit kann eben auch die innere Freiheit sein, sich seine Träume zu bewahren bis die Umstände da sind, sie umzusetzen. – Wie den Traum von einer Gesellschaft, in der die größtmögliche Freiheit aller die zentrale Leitlinie der Politik ist. 

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der aktuellen Ausgabe des "baugerüsts".