Vor einigen Jahren machte die „Freiburger Studie“ Furore, die aufzeigte, dass sich die Zahl der Kirchenmitglieder sowie das Kirchensteueraufkommen bis zum Jahr 2060 halbieren werden. Die 6. EKD-Untersuchung zur Kirchenmitgliedschaft (KMU 6)1, Ende 2023 vorgestellt, legt die Annahme nahe, dass dieser Prozess sich beschleunigt: Die Halbierung wird nun bereits bis zum Jahr 2040 erwartet. Nur noch 35 Prozent der Evangelischen und 27 Prozent der Katholischen wollen ausschließen, dass sie irgendwann aus der Kirche austreten werden. Auch wenn sicher nicht alle der Neigung zum Austritt nachkommen, sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache: Die Kirchen, katholisch wie evangelisch, steuern auf einen Kipppunkt zu, das heißt einen Punkt, ab dem die Strukturen so weit abgebröckelt und die Ressourcen so stark geschwunden sind, dass sich das gewohnte kirchliche Leben nicht mehr aufrechterhalten lässt. Denn mit sinkenden Einnahmen müssen natürlich die Ausgaben gekürzt werden – und den Löwenanteil der kirchlichen Haushalte machen die Personal-
kosten aus. Zusätzlich kann man in der gesamten Gesellschaft eine schwindende Bereitschaft zum verbindlichen ehrenamtlichen Engagement beobachten, und davon sind auch die Kirchen betroffen.
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Alles in allem steht meines Erachtens zu erwarten, dass sich die kirchliche Landschaft in der kommenden Minderheitensituation noch mehr als heute schon auffächert in ganz unterschiedliche Richtungen und Formen. Es wird eine große Vielfalt geben von Versuchen, die Herausforderung zu meistern und sowohl dem gerecht zu werden, was die Menschen vor Ort brauchen, als auch dem Auftrag, das frei machende Evangelium in Wort und Tat zu verkündigen.
Die kirchliche Landschaft wird sich auffächern – noch mehr als heute
Vielleicht entstehen auch noch ganz andere Formen, werden ganz andere Möglichkeiten geboren. Und auch wenn die Volkskirche in ihrer bisher bekannten Form ganz verschwinden sollte, auch wenn die Christen in unserer Gesellschaft immer mehr zur Minderheit werden – die Kirche Jesu Christi wird bestehen bleiben, wenn auch in gewandelter Weise und womöglich in Formen, die wir uns heute noch gar nicht richtig
vorstellen können.
Lesen Sie den gesamten Text zur Kirche der Zukunft von Tilmann Haberer in der aktuellen Ausgabe des baugerüsts.
