Über adäquates Wohnen und gemeinwohlorientiertes Bauen

mit Robert Flock und Fabian Meissner

 

Im Gespräch mit Robert Flock, Geschäftsführer des Evangelischen Siedlungswerks und Fabian Meissner, Stadtrat und wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in Nürnberg sowie Mitglied der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern.

baugerüst: Für Sie, Herr Flock ist das Thema “Wohnen” Tagesgeschäft. Aber auch Ihnen, Herr Meissner, ist das Thema sehr wichtig. Erzählen Sie uns ein wenig von Ihnen und von Ihren Aufgaben.  

Flock: Als Geschäftsführer - wir sind zu zweit – haben wir die Gesamtverantwortung für das ESW. Alles, was hier entsteht und passiert, liegt in unserer Verantwortung. Als technischer Geschäftsführer bin ich verantwortlich für alle Prozesse rund um das Planen und Bauen, für alle Neu- und Altbau- sowie Modernisierungsprojekte. Planen und Bauen sind keine Prozesse, die beginnen, wenn das Grundstück und seine Bebaubarkeit vorhanden sind, sondern das beginnt mit der Entwicklung von Grundstücken. Ist es überhaupt für die Bebauung geeignet? Wie belastet ist es? Kann man es umwandeln von einer Gewerbe- in eine Wohnfläche? Diese Entwicklung nimmt einen Riesenraum in unserer Tätigkeit ein.  Ich habe Architektur an der Uni Dortmund studiert und war danach einige Jahre mit klassischen Architektenaufgaben unterwegs. Dann kam ich in der Wohnungswirtschaft an. Für mich war es vor allem interessant zu lernen, dass der Blick auf ökonomische Fragen keine Hypothek, sondern eine Bereicherung ist, wenn man sich mit dem Planen und Bauen beschäftigt. Deshalb fühle ich mich auch mit meiner Aufgabe heute so wohl.  

Meissner: Ich bin seit acht Jahren für die SPD-Fraktion im Stadtrat, habe das Thema Wohnungspolitik von meiner Vorgängerin übernommen und bin im kommunalen Rahmen dafür verantwortlich. In dem Zuge bin ich bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft im Aufsichtsrat. Als Synodaler der ELKB bin auch im Aufsichtsrat der ESW, weil ich ein großes Interesse für das Thema habe und eine große Expertise mitbringe. Ich bin außerdem bei der Lebenshilfe Vorstandsvorsitzender, dort geht es vor allem um das Thema “Wohnen für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung”. Wir betreiben noch einige Heime und merken: So wollen Menschen nicht mehr wohnen. Ein sehr großes Veränderungsfeld für die Mitarbeitenden der Lebenshilfe!

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Baugerüst: Wo sehen Sie Nürnberg wohnraummäßig in zehn Jahren – was ist ihr Wunsch, was könnte die Realität sein?  

Meissner: In die Glaskugel gucken ist immer schwierig. In meinem Verständnis spielen neben den gemeinwohlorientierten Bauträgern, die jetzt am Markt sind, auch wieder Genossenschaften eine Rolle. Da wünsche ich mir mehr Dynamik und Aktivität, das hängt natürlich mit den Rahmenbedingungen und Fördermitteln zusammen und dem Agieren der Kommune. Da haben wir noch Nachholbedarf. Mein Wunsch: Nürnberg wird in zehn Jahren noch weiter gewachsen sein, aber jeder hat ein Dach über dem Kopf. 

Flock: Dem stimme ich zu. Es gibt eigentlich keine Konkurrenz zwischen uns als große Wohnungsgesellschaft und Genossenschaften, diese können hervorragend Dinge liefern, in denen wir nicht so stark sind, das ist eine gute Ergänzung auf dem Wohnungsmarkt. was für das ESW konkret ansteht. Wir sind mit zwei großen Projekten im neuen Stadtteil Lichtenreuth involviert und ein weiteres großes Projekt ist unser Engagement auf dem ehemaligen Quelle-Areal. Dort haben wir eine große Fläche erworben und realisieren dort geförderte Wohnungen. Wir können nicht isoliert erfolgreich sein, das ist ja ein riesiger Baukörper, der einen guten Weg gehen muss. Als Bürger dieser Stadt hätte ich noch den Wunsch, dass die Innenstadt in zehn Jahren weniger dem Automobil gehört und mehr den Menschen, die dort wohnen oder unterwegs sind.  

Meissner: Das kann ich voll unterstützen. Da wird Kommunalpolitik spannend, die SPD-Fraktion hat die Erweiterung der Fußgängerzone auf den Weg gebracht, aber es wird im Stadtrat über jeden einzelnen Parkplatz diskutiert.  

baugerüst: Vielen Dank Ihnen beiden!  

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