Über das Kardinalproblem der Gesellschaft

Im Rahmen des Kirchentages haben wir mit Christoph Butterwegge über Kinder- und Jugendarmut gesprochen.

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baugerüst: Sie haben anklingen lassen, dass Armut mehr als eine finanzielle Frage ist. Warum?

Butterwegge: In einer Gesellschaft wie unserer, in der das Geld so wichtig und gleichzeitig so ungleich verteilt ist wie noch nie, machen sich Armut und Reichtum hauptsächlich am Geld fest. Darüber hinaus ist Armut natürlich mehr, als nur über wenig Geld zu verfügen. Es bedeutet, in fast allen Lebensbereichen benachteiligt zu sein, im Bereich der Bildung, der Gesundheit, der kulturellen Beteiligung und der Freizeitgestaltung. Ein Kind, das in einer armen Familie aufwächst, kann nicht mal einfach so in den Zoo, in den Zirkus oder ins Theater gehen. Das heißt, es leidet stark unter der materiellen Einkommenssituation, die sich in verschiedenen Lebensbereichen ausdrückt. Es hat auch eher das Risiko, krank zu werden. Dies zeigt, dass Ungleichheit das Kardinalproblem unserer Gesellschaft ist. Es hat Auswirkungen in alle Sphären der Gesellschaft. Die wachsende Ungleichheit führt zu ökonomischen Krisen, da die Armen kein Geld haben, um viel zu kaufen, und die Reichen das Geld nicht unbedingt ausgeben, sondern es sparen oder anlegen. Ungleichheit führt auch zu ökologischen Katastrophen, zur Ausbeutung der Umwelt. Und es entstehen auch leichter Konflikte in der Gesellschaft. Menschen, die von Armut betroffen sind, beteiligen sich seltener an Wahlen, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Interessen von den etablierten Parteien nicht vertreten werden. Mittelschichtangehörige wiederum haben Angst vor dem sozialen Abstieg und wenden sich leichter Parteien wie der AfD zu. Unsere Gesellschaft ist nicht nur mit einer sich verstärkenden Kluft zwischen Arm und Reich konfrontiert, sondern auch politisch zerrissen. Es gibt immer mehr Konfliktstoff, mehr Kriminalität, mehr Brutalität auf den Straßen, mehr Drogenabhängigkeit. Fast alle sozialen Probleme haben damit zu tun, wie die Gesellschaft strukturiert ist. Herrscht ein hohes Maß an Ungleichheit oder ist die Gesellschaft darauf gerichtet, allen Mitgliedern ein Leben ohne materielle Sorgen zu ermöglichen? Unsere Gesellschaft wäre reich genug, um das zu tun.

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